Sexualisierte Gewalt in unserer Kirche – ein Wort zur ForuM-Studie

Reden wir über Schuld! Nicht, weil wir wieder der Passionszeit entgegensehen, sondern weil Menschen, die für und in der Evangelischen Kirche in Deutschland arbeiteten, Schuld auf sich geladen haben. Kurz vor Redaktionsschluss erschien die sogenannte ForuM-Studie: „Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“ (Download siehe Link am Ende des Artikels).

Was die Forschungsgruppe zutage brachte, ist beschämend und wirft Fragen nach der Verantwortung und den Konsequenzen für Geschehenes und Zukünftiges auf. Klar ist: Diese Studie bildet eine Zäsur in der Geschichte unserer Kirche, deren Folgen noch nicht abzusehen sind. Es wird Veränderungen geben (müssen): ein korrigiertes Selbstbild, transparentere Strukturen, effektivere Bearbeitungsprozesse, Auslagerung von Kompetenzen … All dies ist teilweise schon im Gange und wird uns kurz- und mittelfristig beschäftigen. Am Ende sind dies notwendige und hoffentlich Not abwendende Maßnahmen, um verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen zu können – und um unserer Botschaft von der Liebe Gottes zu den Menschen gerecht zu werden.

Dies soll jedoch nicht davon ablenken, dass wir uns zunächst den konkreten Vorwürfen und Anklagen zu stellen haben. So wollen wir Betroffene, die sich bisher nicht geäußert haben, dazu ermutigen sich zu melden und einen Weg heraus aus der Einsamkeit und des Schweigens zu finden. Es gibt Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, auch in unserer Evangelischen Kirchengemeinde Merzig und im Kirchenkreis. Es gibt Regelungen, die ein zügiges und im Sinne der Betroffenen angemessenes Verfahren ermöglichen. Und es gibt die Bereitschaft, das, was wir tun können zu tun, um Schuld aufzudecken und mögliche Gefahrenquellen zu eliminieren oder doch zumindest zu minimieren.

Das ist im übrigen nicht nur ein innerkirchlicher, sondern darüber hinaus ein gesamtgesellschaftlicher wie auch persönlicher Auftrag an uns alle! Wer wegsieht oder verschweigt macht sich mitschuldig. Lassen wir es nicht dazu kommen.

Andreas Reinhold, Pfarrer.

Die ForuM-Studie sowie eine Zusammenfassung ist im Internet zu finden unter:

https:///www.forum-studie.de

Hilfesuchende können sich wenden an (Rückmeldung erfolgt innerhalb eines Tage):

Tel. 0681 – 94 77 83 27 (AB) oder E-Mail: helfen-handeln@evks.de

Sowie an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Kirchengemeinde!

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