Konzeption

Präambel

„Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“

1. Korinther 3,11

Unter diesem Bibelwort leben die Christen der Evangelischen Gemeinde Merzig in den Bezirken Merzig und Beckingen. In den zwei Gotteshäusern treffen sich die Gläubigen aus insgesamt 27 Orten und Ortsteilen, um die Verkündigung des Wortes Gottes zu hören. Menschen unterschiedlicher Herkunft wollen in der Gemeinde die Liebe Jesu Christi mit­einander erleben und weitergeben.

Wer wir sind

a)    Die Gemeinde Merzig umfasst zwei Gemeindebezirke (Beckingen und Merzig) mit insgesamt 27 Ortschaften. Es ist eine Diasporagemeinde in katholisch geprägter Um­gebung, historisch gewachsen unter dem Einfluss der Bischöfe von Trier und der Her­zöge von Lothringen. Nach dem Wiener Kongress 1815 mit Eingliederung in die preu­ßische Rheinprovinz kamen die ersten Protestanten – wenn auch in geringer Zahl – in unsere Gegend. 1851 beginnt die Geschichte der evangelischen Gemeinde in Selb­ständigkeit. Das Einzugsgebiet war wesentlich größer und umfasste neben Merzig und Beckingen Saarburg, Mettlach, Perl, und Losheim-Wadern. Die Kirche in Merzig im neogotischen Stil wurde 1865 eingeweiht, die Kirche in Beckingen 1958 und in Mett­lach 1962. Die Abtrennung der Gemeinde Mettlach erfolgte 1971, in Losheim 1975. Im gleichen Jahr wurde die Kirchengemeinde in zwei Bezirke geteilt mit jeweils einem Pfarrer (Merzig und Beckingen).

b)    Derzeit umfasst die Gemeinde etwa 4000 Gemeindeglieder. Der Bekenntnisstand ist uniert/lutherisch. Das Presbyterium mit 14 Mitgliedern setzt sich zusammen aus zwei Pfarrern, zwei Mitarbeiterpresbytern und 10 Presbyter aus den Gemeindebezirken Merzig und Be­ckingen. Die Gemeinde beschäftigt hauptamtlich einen Jugendmitarbeiter, eine Leiterin des Gemeindebüros, zwei Organistinnen, zwei Küsterinnen und drei Reinigungskräfte.

Die Aufgaben in der Kirchengemeinde werden von haupt- und ehrenamtlichen Kräften wahrgenommen.

Wegen der Diasporasituation finden außer an den beiden evangelischen Kirchen auch in größeren zeitlichen Abständen Gottesdienste an anderen Gottesdienstorten statt, in zwei Fällen auch im ökumenischen Geist in einer katholischen Kirche und in einem kath. Jugendheim.

Erwähnenswert ist die große Zahl evangelischer Christen aus Russland und Kasachs­tan, vor allem in Merzig, die an den Gottesdiensten und dem monatlichen Gemeinde­treff teilnehmen.

Wie wir Gemeinde leben

Unser Gemeindeleben wird geprägt von vielen verschiedenen Aktivitäten, die auf unter­schiedlichen Organisationsebenen stattfinden. Dabei haben auch spontane Vorhaben Ein­zelner oder von Gruppen ihren Platz, für die wir bei Bedarf unsere Gemeindezentren zur Verfügung stellen.

Im folgenden wird das Augenmerk beispielhaft auf Bereiche gelegt, die sich in ihrer Konti­nuität bewährt haben und von denen wir hoffen, dass sie auch weiterhin tragend und ges­taltend in unserer Gemeinde präsent sind.

Neben den Hauptgottesdiensten am Wochenende, in denen in der Regel das Heilige Abendmahl gefeiert wird, hat sich das Feiern von Familiengottesdiensten insbesondere zu Kirchenfesten etabliert. Außerdem werden mit Erfolg in verschiedenen Altenheimen einmal im Monat Gottesdienste angeboten. Seit 2007 findet diese Veranstaltung auch in Merzig statt.

Im Bezirk Beckingen wird seit ca. 10 Jahren „Kirche für Kinder“ mit großem Erfolg durchgeführt. Ein Helferteam bereitet und gestaltet hier einen Kinderbibeltag mit Kindergottesdienst und Kreativgruppen an jedem 3. Samstag im Monat. Es wird stets ein gemeinsames Essen angeboten. Zu dieser Veranstaltung kommen durchschnittlich 30-40 Kinder.

Die Jugendarbeit spielt eine große Rolle im Gemeindeleben. In beiden Häuser finden re­gelmäßig Veranstaltungen während der Woche statt, Gruppenstunden montags in Beckin­gen und donnerstags in Merzig, die Offene Treff – Arbeit ist mittwochs in Merzig und frei­tags in Beckingen.

Die Montagsgruppe in Beckingen wird überwiegend von ehemaligen Konfirmanden be­sucht, wobei mehrere Jahrgänge vertreten sind. Die Aktivitäten reichen von themenspezi­fischer Arbeit, über Wochenendveranstaltungen hin zu Kino – oder Konzertbesuchen bis zu Ferienfahrten.

In Merzig stellt sich die Situation augenblicklich anders dar. Die Gruppenstunde wird im­mer wieder von Konfirmierten der jeweiligen Jahrgänge neu angefangen, aber nach kurzer Zeit vermischt sich die Gruppe mit Außenstehenden, in der überwiegenden Mehrheit aus­ländische Jugendliche, der Art, dass die Gruppenstunde, auch auf Grund der hohen Besu­cherzahl, sich in einen Offenen Treff wandelt.

Begleitend zu dieser Arbeit werden mehrere Tages– und Nachtaktionen, Wochenenden für Jugendliche und eine 14–tägige Sommerfahrt innerhalb der Gemeinde angeboten. In Kooperation mit dem Kirchenkreis werden mehrere Tages– oder Wochenendveranstaltun­gen, sowie ein gemeinsamer synodaler Jugendgottesdienst durchgeführt.

In Beckingen finden wir darüber hinaus einen Spielkreis für Kinder im Alter zwischen 18 Monaten und 3 Jahren, sowie der Teen-Treff für Jugendliche ab 14 Jahren.

Gerade in der Kinder- und Jugendarbeit sehen wir uns in unserem ökumenischen Auftrag bestätigt, da bedingt durch die Diasporasituation ein großer Anteil der teilnehmenden Kin­der und Jugendlichen aus katholischen Familien stammt. So gelingt es auch als evangeli­sche Gemeinde Flagge zu zeigen und uns in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Die Konfirmandenarbeit findet in einem einjährigen Unterrichtsmodell statt.. Wir wollen damit der veränderten Schulsituation mit betreuter Ganztagsschule und 8-jähri­gem Gymnasium durch einen auf ein Jahr verkürzten, aber dennoch intensiven Konfir­mandenunterricht Rechnung tragen. Die wöchentliche Unterrichtszeit von 1,5 Zeit­stunden sowie gemeinsame Veranstaltungen an Wochenenden sollen das Zusammenge­hörigkeitsgefühl der Konfirmanden stärken.

In unserer Gemeinde spielt die Kirchenmusik in den letzten Jahren eine zunehmend wich­tige Rolle. Unser Jugendmitarbeiter leitet in Merzig den Posaunenchor und die Flöten­gruppe sowie in Beckingen den Singkreis. Ihm ist es gelungen, auch junge Menschen für den Posaunenchor zu gewinnen. Alle Gruppen bereichern neben den beiden Organistin­nen die musikalische Gestaltung der Gottesdienste. Ein besonderer musikalischer Gottes­dienst wird regelmäßig in der Adventszeit gefeiert.

Im Bezirk Beckingen wurden seit 2001 bisher drei verschiedene Kindermusicals zu bibli­schen Themen einstudiert und mit großem Erfolg zur Aufführung gebracht. Dabei soll es nicht bleiben, das nächste Musical wird schon ausgesucht.

In Merzig hat sich sehr erfolgreich ein Kinderchor etabliert, der sich verschiedenen Projekten widmet.

Darüber hinaus besteht seit 2006 eine Kirchenband, die Gottesdienst und Gemeindearbeit auf einen neue Art und Weise bereichert.

Im Bezirk Merzig finden wir eine sehr aktive Frauenhilfe. Mit großem Erfolg trägt sie z. B. Veranstaltungen in einem Altenheim mit und bietet ein Frauenfrühstück an. Es existiert auch ein Männerkreis. Mit interessanten Themen wirbt er noch um Teilnehmer, der kleine Kreis hat sich aber schon im Gemeindebewusstsein etabliert.

In Beckingen ist der „Nachmittag der Begegnung“ ein Anlaufpunkt für Senioren. Hier gibt es einmal im Monat ein buntes Programm und Bastelangebote bei Kaffee und Kuchen. Seit 2007 widmet sich „Cappuccino für die Seele“ jungen und junggebliebenen Frauen, mit sowohl meditativen Charakter haben als auch Alltagsthemen berühren.

Die Heilig-Abend-Aktion „Heilig Abend allein – das muss nicht sein“ im Merziger Gemein­dehaus für Einsame und Bedürftige ist seit Jahren ebenfalls ein fester Bestandteil unseres Gemeindelebens.

Leider erreichen wir kaum die Gemeindeglieder der „mittleren Generation“ zwischen 30 und 60 Jahren.

In der Jugendarbeit ist generell ein Schwinden der Verbindlichkeit zu beobachten. Große Tagesereignisse werden in der Regel gut angenommen, aber wöchentlich verbindliche Termine eher negiert. Die zur Zeit aktuelle Problemlage mit Jugendlichen wird durch Alkohol- und Drogenkonsum forciert und der steigende multimediale Konsum verstärkt sozial bedenkliche Verhaltensweisen.

Auch gelingt es uns nicht wirklich, die große Gruppe der evangelischen Christen aus der ehemaligen Sowjetunion in unsere Gemeinde zu integrieren. Weiter darf eine christliche Kirchengemeinde die Augen nicht vor gesellschaftlichen Problemen ver­schließen. Hier stehen wir – wie viele andere Kirchengemeinden auch – vor neuen Aufga­ben und Herausforderungen.

Welche Ziele wir uns setzen

Als Gemeinde in der Nachfolge Jesu Christi sind uns vor allem folgende Ziele wichtig:

Wir wollen:

  • eine einladende Gemeinde sein, die zu besuchen interessant ist und die man gerne aufsucht.

    Dies ist/war nicht immer ein Leitfaden gemeindlichen Handelns und soll Gebäude und Strukturen prägen.

    Dabei wurde besonders an den Gottesdienst und die Besuchsarbeit gedacht.

    Es kommt nur, wer auch persönlich angesprochen ist – den Wandel in der Art der Be­teiligung von Menschen an Kirche gilt es anzunehmen und darauf angemessen zu rea­gieren, z.B. durch vermehrte Besuche und durch Auskunft darüber, was Menschen  in der Gemeinde/im Glauben finden können.

    Ein Weg zu einladender Gemeinschaft wurde in der gemeinsamen Mahlzeit erkannt – ein urchristliches Handeln, das Freunde und Fremde verbinden kann.

 

  • lebendige Gottesdienste, die auf unterschiedliche spirituelle Ausdrucksformen der Men­schen und Generationen eingehen.

    Der Gottesdienst ist eine Veranstaltung der Gemeinde und soll mit ihr gestaltet werden. Dabei sollen nach Bedarf musische, gestalterische und optische Elemente eine Rolle spielen, um den Menschen als Ganzes vor Gott  wahrzunehmen.

 

  • den ethischen Anspruch, den Jesus gelebt hat, in Worten und Taten umsetzen.

    Die Herausforderungen einer gottesfernen und zunehmend weniger solidarischen Welt rufen geradezu nach Antworten, exemplarischen Reaktionen und nach Hilfestellung im diakonischen Bereich.

    Offen für ökumenische Zusammenarbeit soll die evangelische Stimme deutlich werden, das heißt auch, den evangelischen Religionsunterricht an den vielen Schulen im Be­reich der Gemeinde aufmerksam zu beobachten und auf Einladungen seitens der Zivil­gemeinde, Vereine etc. zu reagieren.