Geschichte

Bis zur französischen Revolution gehörte Merzig zu Erzbistum Trier. Dies war nicht nur eine kirchliche Verwaltungseinheit, sondern eine richtige weltliche Herrschaft. Und da ja damals der Landesherr die Religion der Untertanen bestimmte, blieben die Menschen im Erzbistum Trier römisch -katholisch. Die Ansiedlung von Protestanten in Merzig und Umgebung war schlichtweg verboten. In vielen anderen Teilen Deutschlands, die von einem katholischen Fürst regiert wurden, sind dennoch Aktivitäten der Reformatoren bekannt. In unserer Gegend aber scheint dies aufgrund der rigorosen Politik der Erzbischöfe nicht der Fall gewesen zu sein. Umstritten ist, ob auf Burg Montclair im 16. Jh. lutherischer Gottesdienst gefeiert wurde. Eine nicht unbedeutende Burg damals, gelegen auf der Landzunge, die die Saar in ihrer berühmten Saarschleife umfließt. Sie gehörte im 16. Jahrhundert dem Grafen zu Sayn, der 1561 die Reformation eingeführt hatte. Aber wurde das in seiner von seinen Stammlanden weit entfernten Burg Montclair umgesetzt? Wenn, dann war es nur Episode, denn mit dem Grafen Heinrich starb auch der Anspruch der Sayner auf Montclair im Jahre 1606. Die Burg fiel an den Erzbischof. Spätestens jetzt dürfte die Burg wieder römisch-kathlosche geworden sein.

So kamen die ersten Protestanten wohl erst in unsere Gegend, als Merzig 1815 preußisch wurde. Es waren Beamte und Soldaten aus dem preußischen Stammlanden, aber es kamen nur wenige. 1816 waren es nur 10, 1847 200. Sie gründeten 1851 die evangelische Kirchengemeinde Merzig. Wilhelm Figge wurde der erste Pastor. 1852 bezog er das alte Pfarrhaus an der Trierer Straße.

1863 dann wurde in Merzig der Grundstein für die erste Kirche gelegt, die am 9. November 1865 eingeweiht wurde. 1896 wurde die evangelische Volkschule eingerichtet. Noch vor der Jahrhundertwende entstanden in Saarburg und Wadern eigene Kirchen und die Gemeinden wurden von Merzig unabhängig.

Nach dem zweiten Weltkrieg begann die Gemeinde rasch zu wachsen, wenn auch nicht so schnell wie in vielen anderen katholischen Teilen Deutschlands. Merzig nämlich gehörte zum von Frankreich verwalteten Saargebiet und es zogen kaum Flüchtlinge aus Ostpreußen, Pommern oder Schlesien zu. Erst nach dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik kamen Ostflüchtlinge, allerdings waren die großen Massen da schon in anderen Teilen Deutschlands heimisch geworden.

Trotzdem begann auch in der Gemeinde Merzig der für die Nachkriegszeit typische Bauboom: In Beckingen entstand 1958 die Martinskirche, in Mettlach die Evangelische Kirche 1962, in Losheim 1970. Losheim und Mettlach wurden dann selbständige Gemeinden.

In Merzig wurden zwei Gemeindehäuser nacheinander gebaut, in Beckingen erfolgte der Bau des Pfarr- und Gemeindehauses. Mit Beginn der Neunziger Jahre begann die erste echte Einwanderungswelle von Protestanten in unsere Gegend: Russlanddeutsche in großer Zahl konnten begrüßt werden. Ca. 1 /4 unserer heutigen Gemeindeglieder entstammt diesem Hintergrund. Die Folge für uns bis heute: Viele Kinder, junge Familien.

Eine andere Entwicklung setzte parallel dazu ein: Der wirtschaftliche Aufschwung Luxemburgs führte viele junge Familien nach Merzig, denn hier ist Bauland noch erschwinglich. So können wir erfreut feststellen, dass wir eine der wenigen wachsenden Gemeinden in der Evangelischen Kirche im Rheinland sind. Von 3906 in 2009 wuchs ihre Zahl auf 3955 in 2015.

Vor allem seit Übernahme der Merziger Tafel verzeichnen wir einen deutlichen Rückgang der Austritte. Es scheint, als ob Menschen verstünden: Evangelische Kirchengemeiende ist für die Gesellschaft unverzichtbar und meine Kirchensteuer gut investriertes Geld.

Und die Zukunft?

Auch bei uns wird der demoskopische Wandel sich zunehmend auswirken, wenn auch später als etwa in Saarbrücken oder dem Ruhrgebiet.

Wird der Trend zum Kirchenaustritt auch bei uns stärker spürbar werden? Wann wird die Kirchensteuer abgeschafft? Wir wissen es nicht, aber eins steht für uns fest: Kirche Jesu Christi wird es in Merzig immer geben, bis Christus wiederkehrt. Aber ganz sicher wird diese Kirche in anderer Form, bescheidener, kleiner, ärmer sein. Im Jahre 407 verließen die letzten römischen Truppen Trier. Wer hätte da noch einen Pfifferling auf das Fortbestehen des Christentums in unserer Gegend gewettet? Aber: Da sind wir immer noch! So wird es bleiben. Kirche muss sich ständig verändern, ständig anpassen, aber sie besteht weiter, weil ein anderer sie baut und erhält